Marathon

Viel Beine stochern bald entlang.

Und Arme wedeln wild.

Es flattern Hemdchen, dünn und bang.

Bedrückend ist das Bild.

 

Teils Hinkende, teils Hatschende.

Ach, was schon alles kam!

Auch nur noch bitter Latschende,

Sich-Schlepper, siech und lahm.

Das Elend wankt so blank daher.

Welch herber Schicksalsschlag.

Das Leben ist unsagbar schwer

am Sonntag Vormittag.

 

Erschöpfung, Trauma, Keucherei.

Weit aufgerissner Mund.

Ein wilder stummer Schreckensschrei. Und alles so gesund.

Was Menschenwille leisten kann,

das zeigt sich hier so klar.

So rein und ohne drum und dran.

So physisch und so wahr.

 

Der Glaube und der Wunsch zu sein,

mal abgesehn vom Sinn,

die reden ihm Erhabnes ein.

Und er wird Kanzlerin.

Foto: Herbert Becke / Text: Holger Paetz